Dienstag, 27. Jänner 2009

Pearl Harbor Ananas

Der Perlenhafen, Pearl Harbor ist seit dem 7. Dezember 1941 weltberühmt, dem Tag an dem die japanischen Streitkräfte um 7.55 Morgens Ortszeit den Marinestützpunkt angriffen und somit den Eintritt der bislang neutralen USA in den Zweiten Weltkrieg auslösten.
Natürlich ist das militärische Gelände des Hafens gesperrt, lediglich das USS-Arizona-Memorial kann besichtigt werden. Dabei handelt es sich um einen weißen Bau, der quer über das Deck des sich nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche befindlichen Wracks der USS Arizona gebaut wurde. Zum knapp 1 Kilometer entfernten Memorial in Ufernähe zu Ford-Island wird man stilgerecht mit einer Barkasse der US Navy chauffiert, an die 100 Personen haben Platz an Bord dieses Kahnes. Der Bau, für dessen Errichtung auch King Elvis Benefizkonzerte auf Hawai’i gab, wurde 1962 eröffnet und in der Zeremonienhalle am Ende des Memorials befinden sich die Namen der rund 1700 Matrosen, die am 7. Dezember 1941 nach dem japanischen Angriff mit der USS Arizona untergegangen sind und bis zum heutigen Tag in ihrem nassen Grab liegen. Die USS Arizona war das einzige der beschädigten und versenkten Schiffe, das nicht wieder gehoben, repariert und in Dienst gestellt wurde.




Ob es sich bei dem Angriff auf Pearl Harbor, der erst wenige Monate davor zum Hauptquartier der Pazifikflotte auserkoren wurde – vorher befand sich das Oberkommando in San Diego, Kalifornien - wirklich um einen Überraschungsangriff der Japaner handelte oder die amerikanische Regierung längst über die Absichten Bescheid wusste, ist nach wie vor das Thema wilder Debatten. Die 12-tägige Pazifiküberquerung der japanischen Träger, das Treibstoff- und Schrottembargo der USA gegen Japan und die Spannungen im Pazifik bezüglich Guam, die Philippinen und die Marshall-Inseln haben die Gerüchte einer gezielten Provokation Japans durch die USA zum Angriff gemehrt, ebenso wie Tagebucheinträge des Marineattaches aus dem Kabinett Präsident Roosevelts.
Für die Amerikaner ist Pearl Harbor zu einer nationalen Pilgerstätte geworden, rund 80 % der Besucher sind amerikanische Staatsbürger. Der Rest besteht zu einem großen Teil aus Japanern, was die ganze Angelegenheit etwas bizarr macht. Bei unserem Besuch gab es eine Autogrammstunde von einigen Veteranen, die den Angriff überlebte und auch die Tochter eines Veteranen hatte einen Stand aufgebaut, an dem sie ihre Anekdoten- oder vielmehr die ihres Vaters – erzählte. Wie in jedem Museum oder jeder Sehenswürdigkeit auf amerikanischem Boden gibt es einen ordentlichen Souvenirladen, jener strotzte vor Militaria und Büchern zum Thema „Pacific Theater“, wie die Amerikaner die Kriegshandlungen im Pazifik zur Unterscheidung vom „European Theater“ nennen.
Nun ja, der Ort ist historisch bedeutend und nicht zu Unrecht ist das Arizona-Memorial ein nationaler Park, für den europäischen Besucher und Pazifisten ist das ganze Getue doch etwas ungewohnt und wirkt befremdlich. Das eigene Verhältnis zu Krieg und Soldatentum im Zweiten Weltkrieg ist durch den Nationalsozialismus doch kritisch geprägt, darum wirkt jegliche Heldenverehrung von Kämpfern, zumal es in Pearl Harbor eben auch jene kritischen Stimmen und Konspirationstheorien gibt, einfach befremdlich. Für Amerikaner ist die Beziehung zu den Helden aus den eigenen Reihen, die für Frieden und Wohlstand kämpften und ihr Leben für die Demokratie liesen, einfach eine gänzlich andere. Wirkt hier für den Zentraleuropäer doch noch ein Schuldgefühl auf Grund des nationalsozialistischen Regimes und seiner Schlüsselrolle als Grund für die Auslösung des Krieges nach? Oder ist es eine gänzliche Ablehnung von einer Verherrlichung und Verehrung des Krieges? Dass Krieg ja die Hölle ist, wissen wir Glückseligen, die nie an Kriegshandlungen teilnehmen mussten - und es auch mit absoluter Sicherheit nie tun werden – spätestens seit dem durchgeknallten Schützen an Bord des Hubschraubers in Stanley Kubricks „Full Metal Jacket“





Da fuhren wir schon lieber zur Dole-Plantage in der Mitte der Insel, wo wir uns auf frische Ananas freuten. Der alte Dole, namentlich James Dole, gründete die Obstmarke als „Hawaiian Pineapple Company“ 1901 und baute nicht nur Ananas sondern auch Bananen, Mangos und Zuckerrohr an. Vom Glanz der Plantage ist wenig geblieben, die Firma gibt es noch immer und ist heutzutage eine der größten Obstfirmen weltweit. Der Standort Hawai’i ist jedoch ein einziges Freilichtmuseum und die wenigen Früchte, die noch angebaut werden, werden beinahe gänzlich im Restaurant vor Ort verwendet.
Mit einer kleinen Eisenbahn wird man durch das Gelände gekarrt um zu sehen wie Ananas und andere Früchte angebaut und geerntet werden. Um die Zeit voll zukriegen, die der „Pineapple Express“ für die Runde benötigt, werden die Passagiere neben der Geschichte der Firma und einigen Fakten über den Ananasanbau auch mit hawaiianischer Folklore durch die Lautsprecher bedudelt. An der Arbeit in der Plantage sieht man keine Menschenseele, die Fahrt ist auch schnell vorüber und man kann sofort wieder in den Souvenirshop gehen um seine Kröten für irgendwelchen billigen Tand in Ananasform auszugeben. Zwar schmeckt das frische Ananaseis wirklich köstlich doch der Rest der Tour schmeckt nach Abzocke. Im Grunde handelt es sich bei der Dole-Plantage um einen riesigen Souvenirladen mit den abstrusesten Dingen in Ananasform und einer Plantage im Hinterhof. Schön war’s trotzdem irgendwie, ist ja schließlich auf Hawai’i.



Donnerstag, 22. Jänner 2009

Polynesian Cultural Center

Obwohl wir schon längst wieder in heimatlichen Gefilden gestrandet sind, haben wir uns entschlossen, einige Impressionen von der Trauminsel O’ahu des Hawaii-Archipels zu veröffentlichen. Zu den absoluten Muss bei einem Besuch auf O’ahu gehören das Polynesian Culture Center, Pearl Harbor, das Bishop-Museum und die Dole-Plantage. Diese Sehenswürdigkeiten sind bequem mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen und bieten eine Abwechslung zum Strand gammeln oder Surfen, welches man auf Hawai’i ebenfalls unbedingt machen sollte.
Das Polynesian Cultural Center an der Northshore von Hawaii ist für jeden Tiki-Fan ein Muss. Zwar ist der Spaß nicht ganz billig, die Anfahrt lange und der Publikumsandrang enorm, doch dafür wird man auf einem idyllischen Gelände mit sieben polynesischen Dörfern, die verschiedenen Inseln und Inselgruppen entsprechen, konfrontiert, wobei man so einiges über die Lebensumstände und die Kulturen der „Wikinger der Südsee“ erfährt. Auf eine Führung verzichteten wir um das Gelände auf eigene Faust erkunden zu können, eine Übersicht über die Shows und Präsentationen erhält man am Eingang.



Das Center besteht seit den frühen 1960er Jahren, doch seitdem hat sich natürlich einiges auf dem Gelände geändert. Erhalten geblieben ist das Konzept der sieben Dörfer. Diese symbolisieren sieben Inselgruppen, Samoa, Tonga, Tahiti, die Marquesas, Rapa Nui – Osterinsel, Fiji und selbstverständlich Hawaii. Natürlich ist der Kitsch-Faktor extrem hoch, schließlich befindet man sich auf US-amerikanischem Boden und das Zentrum muss Gewinn erwirtschaften. Mit diesem wird Studenten aus 70 Nationen das Studium an der Brigham-Young-Universität ermöglicht, einer Einrichtung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage – wir sind wieder bei den Mormonen gelandet. Studenten aus den angeführten sieben pazifischen Nationen haben die Möglichkeit, in den Shows und Präsentationen aktiv mitzuarbeiten und zu helfen, die eigene Kultur zu bewahren und den Touristen etwas beizubringen. Von einem kleinwüchsigen samoanischen Krieger erfuhren wir wie man Feuer macht – ohne Feuerzeug –, wie man eine Kokosnuss stilgerecht öffnet und aus dem fetthaltigen Fruchtfleisch Kokosmilch gewinnt. Die Tonga-Trommler klopften mit voller Inbrunst auf ihre Holztrommeln und erzeugten faszinierende Rhythmen, in Tahiti erfährt man einiges über Tamure, in Hawaii gab es eine kleine Einführung in die Geschichte und Bedeutung des Hula, in der melanesischen Enklave Fiji Kriegstänze, ebenso wie der haka der Einwohner von Aotearoa, des Landes der langen weißen Wolke, Neuseeland. Rapa Nui und die Marquesas sind nur zu besichtigen, wobei vor allem die marquesischen Langhäuser durch ihre Architektur und ihre festungsartige Anlage bestechen.





Auf dem ganzen Gelände gibt es eine Unzahl an Tikis und Schnitzereien zu entdecken und wir hatten das Vergnügen, mit einem Maori-Schnitzer ein bisschen zu plaudern und ein paar Geheimnisse über die Bedeutung verschiedener Ornamente zu erfahren. Interessanterweise werden die gleichen Schnitzbeitel wie bei heimischen Arbeiten verwendet und deutsche Messer stehen wegen ihrer Qualität besonders hoch im Kurs.

Auch Elvis Presley hat seine Spuren im Kulturzentrum hinterlassen, für die Schlusssequenz des Filmes „Paradise, Hawaiian Style“ aus dem Jahr 1965, wurde hier gedreht, wo zu den Klängen von "Drums of the island" der King lässig zwischen den Tänzern vor einem Wasserfall das Becken schüttelt und wie einer der Tongaiander wie besessen trommelt. Für dieses Ereihnis gibt es eine eigene Gedenktafel auf dem Gelände.
Das Geländ ehat auch ein Netz von Kanälen und alle Dörfer ließen Repräsentanten auf Booten in die Mitte paddeln, wo auf dem Wasser – auf den Booten, nicht Jesus gleich – Tänze vorgeführt wurden.
Eine Ukulele-Lektion gab es ebenso wie eine Kostprobe des Taro-Breis poi, der nach absolut gar nichts schmeckt. Aber was ordentliches zwischen die Zähne sollten wir doch noch bekommen, den es gab ein L'uau - ein hawaianisches Gelage -, indem verschieden zubereitete Fische, Schweinefleisch aus dem Erdofen, Gemüse, Taro, Reis, Früchte, Salate und andere polynesische Köstlichkeiten in Form eines Buffets kredenzt wurden. Während des Males mit der ganzen ohana – die Familie, zu der man jetzt gehört - gab es eine äußerst professionelle Hula-Vorführung mit musikalischer Begleitung einer kleinen Band. Aus aller Herren Länder trifft man hier Menschen, die mehr über die pazifischen Kulturen erfahren wollten, wir plauderten mit Indern, Russen, Japanern und auch ein bayrisches Pärchen war unter den Anwesenden.
Nach dem Mahl begann dann im Theater die knapp eineinhalbstündige Tanzshow mit über 100 Tänzern, die einen überaus reizvollen Querschnitt durch die äußerst heterogene polynesische Kultur bot. Die Atmosphäre fotografisch festhalten zu wollen ist ein sinnloses Unterfangen, zu mal Blitzlicht verboten ist. So ließen wir die faszinierenden Körperbewegungen auf uns wirken. Den Höhepunkt bildete schließlich der fire-knife-dance des samoanischen Kriegers, der ein zweiklingiges, brennendes Messer mit rasierklingenscharfen Haken eindrucksvoll und zielsicher durch die Luft wirbeln lies, ohne auch nur einen einzigen Finger oder andere Körperteile dabei zu verlieren.



Trotz des hohen Kitschfaktors ist das Center wirklich sehenswert und lehrreich, lediglich die Fußmärsche auf dem Gelände addieren sich zu einer ordentlichen Strecke. Dies ist ein weiterer Grund - neben der Überflutung mit Eindrücken - daß man am Abend ermattet in den Sitz des Buses zurück nach Waikiki sinkt

Dienstag, 6. Jänner 2009

California 1 und Waikiki

California 1 ist die offizielle Bezeichnung der Küstenstraße zwischen San Francisco und Los Angeles. Diese schlängelt sich an der Pazifikküste entlang und die Bewältigung der gesamten Strecke ist mit ca. 8 Stunden zu veranschlagen. Dabei passiert man einige landschaftlich sehr reizvolle Punkte und einige Nationalparks, die wir natürlich nicht erkunden konnten, denn die Zeit drängte.










Wir waren endlich in Los Angeles angekommen, wo wir unseren Cadillac an einen zwielichtigen Chicano – eine Verballhornung von Mexicano und eigentlich eine recht unschmeichelhafte Bezeichnung für die Latinos – verscherbelten. Auf jegliches Sightseeing in der Stadt verzichteten wir, Hollywood, Beverly Hills oder Bel Air erschien uns einfach zu uninteressant. Unser Cadillac war nun unwiderruflich dahin, er war uns nach all der Zeit ans Herz gewachsen und hatte uns sicher und äußerst bequem durch Arkansas gebracht, den täglichen Weg auf die Universität mit Bravour gemeistert und uns schließlich durch sieben Staaten, drei Zeitzonen und fünf Klimazonen transportiert. Natürlich hatte er uns auch einiges Kopfzerbrechen bereitet, als der Auspuff explodierte, als die Bremsen rumpelten, als das Getriebe versagte und ich den knapp zwei Tonnen schweren Panzer alleine über eine Kreuzung auf den Parkplatz eines Baumarktes schieben musste, als die Warnleuchten kundtaten dass trotz Ölwechsels zu wenig Öl im Motor war, als die Klimaanlage auf Grund eines Lecks ausfiel… das war alles vergessen als der Abschied kam. Hoffentlich behandelt der Chicano den Wagen gut, uns war er ein treuer, wenn auch doch nicht so immer zuverlässiger Kamerad gewesen. Er war wahrscheinlich der letzte Cadillac unseres Lebens.
Der Flug von Los Angeles nach Honolulu auf Oahu, Hawai’i, schlägt mit sechs Stunden zu Buche. Der Jammer allerdings war, dass der Flug eineinhalb Stunden Verspätung hatte, die wir auf dem recht ungemütlichen und überfüllten Terminal zubringen mussten. Offensichtlich waren wir nicht die Einzigen gewesen, die von einem Jahreswechsel unter Palmen träumten. Auf Grund der Nähe zum Äquator und der Jahreszeit war es leider schon dunkel als wir das Archipel im Pazifik erreichten, doch wirkte das nächtliche Hawaii nicht anders als der Rest der USA, Beleuchtung en mass!
Am Flughafen wurden wir ganz stilgerecht mit einem Lei, einem Blumenkranz empfangen, allerdings hatten wir das ja auch gebucht und bezahlt. Solche idyllischen Empfänge auf den Inseln, wie in Elvis‘ „Blue Hawaii“ gehören in Zeiten des Massentourismus endgültig der Vergangenheit an. Die Taxifahrt durch das abendliche Honolulu zu unserem Quartier, dem Hawaii Prince Hotel Waikiki, direkt am kleinen Sporthafen von Waikiki, fand leider durch die vorangeschrittene Müdigkeit kaum Beachtung, zu sehr sehnten wir uns nach einem weichen Bett; und ein solches sollten wir auch bekommen.


- Der Blick aus unserem Hotelzimmer -

Sonntag, 4. Jänner 2009

Tiki Time in Frisco

Der Tonga Room in Fairmont Hotel ist eine der letzten echten Tikibars der glorreichen Ära, die bis in die 1930er Jahre zurückreicht. Wie in den Trader Vic’s Lokalen gibt es einen Barbereich – die Hurricane-Bar - und einen Dining-Bereich. Das Lokal im Keller ist wie das Deck eines Segelschiffes aufgemacht, in der hinteren Hälfte befinden sich, um eine Lagune positioniert, indem auf einem Boot sitzend, die Band spielt, einige palmblattgedeckte Tische. Zum Glück war keine Band anwesend, den die Buschtrommeln haben uns zugetragen, dass es sich um eine Combo handelt, die 1970er Jahre Pop bietet, also keine Spur von Exotica oder Hapa Haole. Gerade in einem solchen Ambiente ist das eine Grausamkeit für die es keine Entschuldigung geben kann. Der besondere Gimmick im Tonga Room ist der tropische Regen samt Donnergrollen und Blitzen, der halbstündlich im Lokal niedergeht, gespeist aus einer Sprinkleranlage. Die Suggestion der Bar in den Tropen ist beinahe perfekt. Wir orderten eine Lava-Bowl für zwei Personen, ein sehr guter Cocktail, der durch sein fruchtiges Aroma und seiner Orangenlikör-Note besticht, die mit dem dunklen Barbados-Rum harmoniert und mit einem Schüsselchen Edelnüsschen an den Tisch kam. Auch eine Spur Honig glaubten wir in der Lava-Bowl herausschmecken zu können. Das Kompliment der guten Kreation können wir an den Mai Tai nicht weitergeben, der im Kokosnussbecher an den Tisch kommt, er hat im Tonga-Room ein scharfes, beinahe rauchiges Aroma, welches ein bisschen an den Samoan Fog Cutter erinnert, sollte tatsächlich eine Spur Brandy im Mai Tai sein? Auf jeden Fall handelt es sich nicht um das Victor-Bergeron-Rezept. Die Ausstattung des Tonga Rooms besteht neben den verwendeten Teilen des Segelschiffes, jeder Menge Bambus und Rattanmatten aus Schnitzereien in Form von Tikis und einigen authentischen Kriegskeulen. Wie in jeder Tiki-Bar ist es unmöglich, die Atmosphäre im Lokal, die durch eine dezente Beleuchtung in orangem Licht erzeugt wird, fotografisch festzuhalten.






Danach taumelten wir in die Bamboo-Hut am Broadway, in nächster Nähe des Beat-Museums. Es ist eine kleine Tiki-Bar, wie sie seit dem von Sven Kirsten initiierten Tiki-Revivals zur Jahrtausendwende zuhauf eröffnet wurden. Von außen ist die Bamboo Hut schon klar als solche zu erkennen, Bambus und ein Tiki zeigen wo es lang geht. Das Lokal weist drei bequeme ledergepolsterte Nischen auf, der Rest der Sitzplätze verteilt sich auf die Bar. Ein paar Tikis, Surfbretter, Rattan, Bambus und ein cooler surfender Affe hinter der Bar zaubern ein exotisches Flair in die kleine Bamboo-Hut, die ihren Namen zu Recht trägt. Im kurzen Gespräch mit dem netten Barkeeper, der keine Ahnung von der Existenz des Lokals in Teitelbaums Buch hatte, erfuhren wir ein bißchen etwas über die Besitzverhältnisse und die Geschichte des Lokals. Die Vulcano-Bowl, die wir auf unsere Frage nach einem Tropical Drink vorgesetzt bekamen und als Spezialität des Hauses gilt, wird in einer Vulcano-Bowl – was sonst – serviert, einem Tiki-Mug mit einem kleinen Vulkan in der Mitte, indem ein hochprozentiger Rum entzündet wird. Der Cocktail kommt direkt aus dem Blender und besteht zu einem großen Anteil – es ist knapp ein Liter! – aus Ananas-Püree, weißem und dunklem Rum. Kurz, der Sechter war einfach zu viel für uns und das elektronische Gedudel aus der Hausanlage machte den Aufenthalt in der ansonsten sehr netten Bar alles andere als angenehm.

Das nächste Lokal sollte das Hawaii West in fußläufiger Entfernung werden. Doch dort angekommen mussten wir mit Entsetzen feststellen, dass das beschriebene Interieur leider rausgeflogen ist. Zwar ist im Großen und Ganzen das Thema geblieben, doch die ukrainische Kellnerin Olga hatte keinen blassen Schimmer was ein Mai Tai sein soll, sie konnte uns leider nur Bier anbieten. Ins Auge stachen aber die extrem lässigen Aufkleber an der Scheibe.

If you're going to San Francisco...

San Francisco ist auf vierzig Hügeln errichtet und befindet sich auf einer Halbinsel zwischen dem pazifischen Ozean und der San Francisco Bay. Am Ostufer der Bay befinden sich Orte wie Oakland oder San Leandro. Leider landeten wir in Oakland im Stau und es dauerte an die zwei Stunden, bis wir über die Oakland Bridge, die die San Francisco Bay überspannt, in die Stadt kamen. Das Straßenbild der Stadt ist durch TV und Filme hinreichend bekannt, schnurgerade führen die rasterförmig angelegten Straßen über die Hügel und weisen teils abenteuerliche Steigungen und Gefälle auf. Die Einwohner von San Francisco wirken irgendwie anders als die übrigen Amerikaner, etwas entspannter, zurückgelehnter und offener; die Stadt zählt in den gesamten Staaten als eine der beliebtesten Destinationen für Leute die die etwas andere Erholung suchen. Diese Faszination geht sicherlich vom Stadtbild selbst als auch auf die Tatsache zurück, dass Frisco, wie man die Stadt kurz nennt, in den 60er Jahren das Epizentrum für die Antikriegsbewegung und die Blumenkinder war, kurz, in Frisco spielte die Alternativbewegung immer eine große Rolle. Aber schon vorher war die Stadt eine wichtige Destination für Querdenker und stilprägende Literaten, wie die Aufenthalte von Jack Kerouac, Neal Cassady und William Burroughs zeigen. (Am Broadway sollten wir auch über das Beatnik-Museum stolpern) Zu den absoluten Pflichten gehörten der Besuch von Chinatown, jenes Stadteiles, indem sich die chinesischen Einwanderer, die vor allem während der Errichtung der transkontinentalen Eisenbahnlinien im vorvorletzten Jahrhundert ins Land strömten, niederließen, die Golden Gate Bridge, der Hafen im Nordosten der Fisherman’s Wharf genannt wird und der vor allem für seine Landungsstege und Fischrestaurants bekannt ist, die Mission Street mit ihren Geschäften, dem bunten Treiben der multikulturellen Einwohner und natürlich sämtliche Tiki-Bars, die wir finden konnten, wie der unglaubliche „Tonga Room“ im Untergeschoß des Nobelhotels „The Fairmont“ oder die Bamboo Hut am Broadway. Die Tour zur Gefängnisinsel Alcatraz, die inmitten der Bay liegt, war leider schon über mehrere Tage ausgebucht, wir konnten die Insel nur vom gegenüberliegenden Ufer anstarren. Nun ja, ein Knast ist ja schließlich auch nur ein Knast, auch wenn er einer der berühmtesten der Welt ist. Letztendlich führte der tägliche Arbeitsweg auch an der Karlau vorbei. Vielleicht sollten wir einmal nach Krems fahren und uns die Haftanstalt Stein anschauen? Auch auf eine Fahrt in den berühmten Cable-Cars verzichteten wir, dafür ließen wir uns, imperialistische Ausbeuter wie wir nun einmal sind, den Cadillac, an dem noch immer der Straßendreck Nevadas klebte, von ein paar Mexicanos für kleines Geld per Hand waschen, auf das keine maschingesteuerte Borste den edlen Lack zerkratze - Nun ja, 25 Dollar für die Autowäsche, da muss keiner dafür hungern…

Die Fahrt über die Golden Gate Bridge, deren markante Pylone aus der Nähe doch eine ganz andere Struktur aufweisen, als man auf den Fotos vermutet, ist in Richtung Norden mautfrei, die Fahrt Richtung Süden kostet immerhin 4 Dollar. Hat sich nicht auch einmal Johnny Weissmüller als Tarzan über die Golden Gate Bridge geschwungen? Oder war das die Brooklyn Bridge in New York? Egal, für solche Abenteuer ist die Brücke heutzutage ohnehin zu überfüllt. Aussichtsplattformen an beiden Enden sind derartig von Menschenmassen überflutet, dass einem schwindlig werden kann, die Brücke ist schließlich weltberühmt.

Danach fuhren wir mit dem Cadillac ein bisschen durch die Stadt, Hügel rauf, Hügel runter, vorbei an den berühmten viktorianischen Häusern, nicht ganz so schwungvoll wie Karl Malden und Michael Douglas oder Steve McQueen. Teilweise sind die Straßenzüge so steil, dass man befürchtet mit dem Wagen aufzusitzen.

Musik: Ann Margret - "Slowly". Von: The Very Best Of Ann Margret, RCA 2001.

Chinatown ist ein buntes Gemisch aus Restaurants, asiatischen Lebensmittelgeschäften, Ramschläden und Touristenfallen. Wer jemals John Carpenters Film „Big Trouble in Little China“ mit Kurt Russell als heldenhafter Lastwagenfahrer Jack Burton gesehen hat, der unversehens in ein obskures Abenteuer mit Geistern, Dämonen und Kriegern unter den Straßen dieses Viertels gerät, dem sei hier gesagt, sowie in den ersten Szenen des Filmes sieht es hier tatsächlich aus. Es hat sich hier wahrhaftig eine Parallelgesellschaft etabliert, die ihre eigenen Werte und Traditionen bewahrt hat. Trotz alledem leben in Frisco die unterschiedlichsten Ethnien in Frieden zusammen, so trifft man in Chinatown sowohl Chinesen, aber auch Russen, Skandinavier, Latinos und angelsächsiche Amerikaner, neben den Massen von Touristen aus allen Herren Länder, die sich tagtäglich durch die Straßen schieben. Unzählige Buden offerieren Köstlichkeiten, deren Zutaten man nicht immer hinterfragen sollte, wundersame Düfte ziehen durch die Luft, der Lärm der Händler und Touristen dringt ans Ohr, ohne zu aufdringlich zu sein. In unmittelbarer Nähe zu Chinatown steht auch das Transamerica-Building, auch Transamerica-Pyramide genannt, eines der markantesten Wahrzeichen der Stadt, dass die Skyline beherrscht.











Übrigens, wir trugen keine Blumen im Haar als wir in die Stadt kamen…