Dienstag, 21. Oktober 2008

State Fair, Little Rock

Die State-Fair, eine Mischung aus Landwirtschaftmesse, Kirtag und Tingel-Tangel, findet jährlich auf einem eigens dafür angelegten Gelände statt. Ein Vergnügungspark, die Präsentationen von besonders ausgesuchten Zuchtviechern wie Sauen, Stiere und Pferde – die man auch für die Deckung der eigenen Viecherln verwenden kann – und landwirtschaftlichen Geräten, bilden die Hauptattraktionen. Der Vergnügungspark, etwas grösser als jener auf der heimatlichen „Grazer Messe“, ist auch bekannt für seine Junk-Food-Standeln, die wirklich unglaubliche Kreationen - natürlich frittiert, wie es in den Südstaaten der Brauch ist - feilbieten, wie beispielsweise Dr. Pepper-Limonade, grüne Tomaten, Oreo-Kekse, Twinkies, Essiggurken, Maiskolben, Pommes Frites, Tortellini, Ravioli. Nur um Missverständnisse zu vermeiden, sämtliche dieser genannten Speisen und Getränke werden frittiert!
Wir konnten uns nicht dazu durchringen, alles zu probieren, der Ekel war stellenweise wirklich unüberwindbar, und wiederum wurden einmal mehr die Ursachen klar, warum die USA zur fettesten Nation der Erde aufsteigen konnten. Aber keine Angst, vertraut man den neuesten WHO-Statistiken ist auch Österreich unter den Aufholern dieser Rankingliste zweifelhafter Ehre anzutreffen. Bei der frittierten Limonade, einem jener Mirakel dass wir genauer untersuchen wollten – es klingt doch beinahe unmöglich Limonade in heißem Fett zu backen – wurden wir ohnehin sogleich belehrt, dass oft die Ankündigung mehr verheißt als die Tatsachen, die letztendlich dahinterstecken, denn es handelte sich um einen Backteig, dessen flüssige Zutaten eben jener Softdrink war, der außerdem noch zusätzlich mit der Limonade getränkt wurde. Die grünen Tomaten und die Oreo-Schokoladenkekse waren die weiteren Objekte, die wir aus Forschungszwecken probierten, denn das sollte die Kalorienzufuhr durch Fett für diesen Tag – und die nächsten beiden – reichen.
Gegrillte Truthahnbeine von recht ansehnlichem Ausmaß sind ebenfalls einer der Klassiker der State-Fairs. Wer sich immer gewünscht hatte, ähnlich wie die Protagonisten in Comic-Heften wie „Asterix und Obelix“ oder die Männer aus Flake von „Wickie und die starken Männer“ zu speisen, dem seien jene gegrillten Haxen ans Herz gelegt. Es hat etwas brachiales, barbarisches und doch so reizvolles, in so einen heißen Schenkel zu beißen und es erscheint unglaublich, wie viel Fleisch auf so einem Schlegel vorhanden ist.





Der Spaziergang durch den Vergnügungspark mit all seinen unterschiedlichen Fahrgeschäften hatte etwas Unterhaltsames, doch wir vermieden es, eine Fahrt zu unternehmen, denn oft ächzten die Geräte bedenklich und gaben in den Lagern beunruhigende Geräusche von sich. In einem Land, in dem die Fahrzeuge auf den Straßen keinerlei Nachweis über die Verkehrstauglichkeit benötigen, um eine Nummerntafel und eine Straßenzulassung zu erhalten, kann man sich auch nicht sicher sein, wie es um die Sicherheit solcher vagabundierenden Fahrgeschäfte steht, zu Mal uns auch die Geschichte des entgleisten Alpenblitzes in der Heimat, wo zweifelsfrei genauer kontrolliert wird, noch gut in Erinnerung ist. Anders ist es sicher bei den „Rollercoastern“ in den großen Vergnügungsparks wie "Disney-World" oder „Dollywood“.



















Die IFO – International Friendship Organization – lud zum traditionellen Rodeo, einer „typisch amerikanischen Veranstaltung“ mit der allen internationalen Studierenden die amerikanische Kultur, in diesem Fall die der Cowboys und Cowgirls, nähergebracht werden sollte. Ein solches uramerikanisches Spektakel ließen wir uns nicht entgehen. Die Arena auf dem Gelände ist offensichtlich für solche Veranstaltungen gebaut, denn die notwendigen Gatter für das Vieh sind ausreichend vorhanden.
Eröffnet wurde die Show von einem Soldaten, der soeben aus dem Irakkrieg zurückgekehrt war und mit dem „Purple Heart“, einer der höchsten militärischen Tapferkeitsmedaillen der US-Army ausgezeichnet worden war, er hiesste die Flagge. Es folgte ein Feuerwerk, Lobhudelei auf die Nation, eine Lasershow und das obligatorische Singen der amerikanischen Hymne, bei der sich alle von den Sitzen erhoben, außer uns. Auch so manche gebürtige zentraleuropäische Person stand auf, unseres Erachtens nach ein Grund, jenem Subjekt die heimatliche Staatsbürgerschaft mit sofortiger Wirkung abzuerkennen, wo kommen wir denn da hin!?!

So ein Rodeo ist ganz spannend mit zu verfolgen, denn die Reiter müssen ihre Pferde ganz ordentlich unter Kontrolle haben. Ein Rodeo ist, was die Involvierung von Vierbeinern betrifft, in fünf Teile unterteilt: das Reiten auf den wilden, bockenden Pferden, das Einfangen von Kälbern mit dem Lasso, das Western-Hindernis-Reiten, das Reiten auf wilden Stieren und eine Pauseneinlage, in diesem Fall ein kleiner, liebenswerter, äußerst tapferer Hund, der schließlich sogar von einem vier Meter hohen Turm in die Arme seines Herrchens, dem Rodeoclown, sprang.

- Natürlich kann man sich vor Ort stilgerecht mit Cowboyhüten ausstatten lassen -

- einfach zu schnell fuer das menschliche Auge und unsere Kamera -



Schießbuden mit riesigen Plüschfiguren als Preise, Karussells, Geschicklichkeitsspiele und die Mampfbuden, das ist das Herz der State-Fair. Ein Spiel bleibt uns wohl ewig in Erinnerung: „Down the Clown“ Ein Zigaretten rauchender Clown, der entfernt an einen Psychopaten oder den „Joker“ aus „Dark Knight“ erinnerte, beschimpfte, auf einem Brett über einem Wassertank sitzend, das Publikum, dass ihn mit gezielten Würfen auf eine kleine Scheibe „versenken“ konnte. Er tauchte ein paar Mal unter johlendem Beifall der umstehenden Schaulustige ein, denn er hatte wirklich die Eigenschaft, äußerst unsympathisch und arrogant zu wirken und so mancher wünschte ihm das Bad im kalten Wasser.


Da der Automobilhersteller „Dodge“ einer der Hauptsponsoren des Jahrmarktes ist, wurden auch die neuesten Modelle präsentiert. Nachdem bereist der legendäre Dodge Charger, bekannt als „General Lee“ aus der Fernsehserie „Dukes of Hazzard“ oder als teilnehmendes Fahrzeug an der legendären Verfolgungsjagd mit Steve McQueen in „Bullit“, 2006 seine Wiederauferstehung gefeiert hat, ist nun auch der „Dodge Challenger“, am ehesten bekannt als eines der beiden Fahrzeuge in der Schlußsequenz von Quentin Tarantinos‘ Streifen „Deathproof“, in einer Neuauflage erschienen. Das schöne hierbei ist auch der Preis, denn der Wagen kostet in der Grundausstattung lediglich 24.900 Dollar – für einen Europäer wäre dies geradezu ein Schnäppchen, denkt man nicht jenseits der Anschaffungskosten an der Verbrauch eines solchen Geschosses.



Ach ja, das ekelhafteste haben wir noch nicht angesprochen. Eine Bude offerierte mit Schokolade überzogene Speckstreifen. Das konnten und wollten wir einfach nicht übers Herz bzw. über die Zunge bringen.

2 Kommentare:

RunningChef hat gesagt…

Wow netter Beitrag über die State Fair und bemerkenswerte Fotos, besonders das mit dem netten jungen Mann und den frittierten grünen tomaten

KatandKitten hat gesagt…

Stimmt, nette Fotos. Aber so jung ist die betreffende Person gar nicht, das tauescht...