Dienstag, 7. Oktober 2008

Zu Hause bei J.R.


Dallas – der Serienhit aus den Achtzigern

Namen wie J.R., Bobby Ewing, Miss Ellie, Sue Ellen usw. sind auch den meisten Österreichern bekannt, schließlich war die Serie auch in unserer Heimat ein Garant für gute Quoten. Letztendlich war die Serie in Europa sogar erfolgreicher als in den USA selbst und prägte so manche mitteleuropäische Vorstellung von Texas und seinen Bewohnern.









Den Hinweis, dass die Ranch, die beim Vorspann der Serie so eindrucksvoll angeflogen wird, zu besichtigen sei, konnten wir nicht ignorieren. Das Anwesen liegt ca. 25 Minuten nördlich von Dallas, in einem Ort mit dem klingenden Namen "Plano". Wir verpassten zwar die offizielle Einfahrt zum Besucherzentrum und landeten schließlich, über eine staubige Schotterstraße fahrend, das rückwärtige Gelände der Ranch, wo gerade eine Rassenhundeschau im Gange war, doch bewahrte uns das nicht vor dem Kauf von Eintrittskarten, denn schließlich wollten wir auch das Innere des „Mansion“ besichtigen.
Das kleine „Dallas“-Museum bietet nicht wirklich etwas, der recht umfangreiche und verworrene Stammbaum der Ewing-Familie, ein paar Sättel, die irgendwer irgendwann in der Show geritten hatte, der erste Serien-Gasgrill der Welt, auf dem Bobby Steaks brutzelte und der via TV vorgestellt wurde und ein paar Schnappschüsse von Larry Hagman, sind die größten Attraktionen.


Vom Besucherzentrum ging es mit einem der obligatorischen, von einem Traktor gezogenen Bummelzüge kurz über das Gelände der Ranch, die auch tatsächlich noch betrieben wird, eine wahre Touristenkarrerei. Vor einer Bohrturmplattform, jawohl nur die Arbeitsplattform, nicht der Turm selbst, sind die Nationalflaggen jener Nationen aufgestellt, in denen „Dallas“ über die Bildschirme flimmerte. Und natürlich, auch das gute, alte Rot-Weiß-Rot war wieder einmal dabei.




Im Herrenhaus selbst gab es die kurze Geschichte des Anwesens. Tatsächlich war das Haus von J.R. gebaut worden, allerdings J.R. Duncan, ein wohlhabender Bauunternehmer aus der Region, der das Haus selbst geplant hatte. Eines Wochenendes, als die Familie am Pool saß, landete nach mehrmaligem Überfliegen des Grundstückes, ein Hubschrauber im Vorgarten. Die Produktionsfirma „Lorimar“ war auf der Suche nach einem geeigneten Drehort für die Außenaufnahmen des Familiensitzes der fiktionalen Ewing-Familie gewesen. Das Duncan-Anwesen erschien ihnen nahezu perfekt, wohl auch wegen des idyllischen Zusammensitzens der Familie am Pool. Nach anfänglichem Zögern des Hausherren hatte man sich bei gleichzeitigem Hinaufsteigern der „Entschädigung“ darauf geeignet, in den Monaten Juni, Juli und Augst – die Zeit der Schulferien der halbwüchsigen Duncan-Kinder – das Haus als Drehort zu benutzen. Der Kunstkniff der Serie, den Sommer über die Klärung der Erschießung J.R.s den Spekulanten zu überlassen (der erste Cliffhanger in der TV-Geschichte), führte 1984, nachdem Fans das Haus ausfindig gemacht hatten und die Familie Duncan terrorisierten – manche dürften, wie es die Illusion der Mattscheibe suggeriert, Realität und Fantasie durcheinander gebracht haben – zum Verkauf des Anwesens um 8 Millionen Dollar an einen echten Ölbaron, der den Ausbau der Ranch vorantrieb. So wurde unter anderem das Ewing-Veranstaltungszentrum gebaut, eine Ansammlung von Ballrooms mit einem gesamten Fassungsvermögen von über 10.000 Personen. Doch so richtig kam die Sache nicht in Schwung, den wenige Jahre später wurde die Ranch um knapp 2,6 Millionen Dollar weiterverkauft. Den Verlust von knapp 5,4 Millionen Dollar steckt ein echter Texaner natürlich locker mit einem zünftigen „Yeehaw“ weg.





Die Zimmer und der Garten rund um das Haus standen der Besichtigung auf eigene Faust offen. Diverse Schlafzimmer mit wirklich mondänen Badezimmern in einem sehr kitschigen, typisch amerikanisch-neureichen Stil prägen das Bild. Das verspiegelte Badezimmer im Obergeschoß hatte dann aber doch ein gewisses Flair, das riesige freistehende Himmelbett in der J.R.-Suite wiederum wirkte beinahe bedrohlich. Ohne Weitwinkelobjektiv ist es nicht möglich, vernünftige Bilder der Zimmer zu machen, da auf Grund der relativen Beengtheit der Räume – natürlich sind sie für durchschnittlich mitteleuropäische Verhältnisse üppigen Ausmaßes – die Objekte zwangsläufig beschnitten werden.
Der Pool ist dann wiederum nicht so weitläufig, aber das kennt man ja, im Fernsehen wirkt immer alles größer als es in der Realität ist.
Ebenfalls auf dem Gelände der Ranch befindet sich der Wagen des "Jock" Ewing, ein 1978 Lincoln Continental Mark V mit der sagenhaften Länge von über 19 Fuss, knapp 6 Meter. Der Wagen steht im Souvenirladen „Lincolns und Longhorns“ – er ist der einzige Lincoln im Laden, Longhorn befindet sich überhaupt keines darin – und hat lediglich 22.000 Meilen auf dem Tachometer. Die Hoffnung, damit eine Runde drehen zu können, mussten wir leider sofort zu Grabe tragen.
Alles in allem ist das Anwesen dann aber nicht so luxuriös ausgestattet wie beispielsweise „Graceland“ in Memphis, TN. Es gibt also doch einen Unterschied in der amerikanischen Aristokratie, zwischen dem „King“ und den „Ölbaronen“.






- ein Blick in die Rumpelkammer der Ewings -

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