Sonntag, 14. Dezember 2008

Tiki Time in Vegas

In jede Stadt in die wir kommen, zu der auch Teitelbaum in seinem „Road Trip to Tiki Culture“ etwas zu sagen hat, machen wir uns die Mühe und überprüfen seine Tipps. So auch in Las Vegas. Nachdem das legendäre „Aku-Aku“, für das Eli Headley – der Prototyp des amerikanischen Tikischnitzers – die Moai aus Lavagestein gehauen hatte, bereits 2003 seine Pforten nach über 40 Jahren geschlossen hat, bleibt in Las Vegas erschreckend wenig zum Thema Südseekitsch übrig. Teitelbaum nennt lediglich vier Orte, die es wert seien, besichtigt zu werden. Der Hawaiian Market Place, eine Kopie des berühmten Originals in Honolulu, ist eher eine traurige Angelegenheit, der Ramsch den die koreanischen Händler an den Bambus- und Palmblatt-Buden anbieten, ist keines Blickes würdig. Eine Statue von Kamehameha, jenem hawaiischen König, der einst das Reich einte, harrt an der Ecke, wohl verwundert über das Treiben zu ihren Füssen. Unsere Hoffnung galt dem Klassiker...

Das Trader Vic’s in Las Vegas ist bezüglich der Gestaltung die erste grosse Enttäuschung hinsichtlich unserer Besuche der Lokale dieser Kette. Es wurde 2007 eröffnet und weist nicht das geringste Zitat an die klassischen Lokale auf. Vielmehr erinnert es an jene trostlosen Lokale, die auch momentan in der Heimat wie Pilze aus dem Boden schiessen und deren Mobiliar durch kubische Kunststoff-Rattan-Sitzgelegenheiten und deren Dekoration durch minimalistische Anordnungen von vertrockneten Zweigen gekennzeichnet ist. Ebenso wie das „Mahiki“ in London ist es ein zweigeschossiges Lokal, im Obergeschoss ist eine kleine Bühne vorhanden, auf der Comedians und andere Spassvögel ihrer zweifelhaften Auftritte haben. Der Unterschied ist aber dass das „Mahiki“ von Atmosphähre nur so strotzt. Das Untergeschoss im Trader‘s wird durch zwei riesige, aus Polyesterharz gefertigten Tiki-Poles, bestimmt, deren Design jedoch frappierend an die aus Bali stammenden Schnitzereien erinnert. Mit diesen beiden Säulen und einer Glasmalerei hinter der Bar ist es jedoch hinsichtlich des TiPSY-Faktors (Tikis per square yard – quasi Tikis pro Quadratmeter) auch schon wieder getan, authentisches mana ist inmitten dieser Wände erschreckend wenig vorhanden. Das Publikum ist offensichtlich ein gänzlich anderes und rekrutiert sich eher aus Nachtvögeln als aus den Reihen der Tiki-Freunde. Der Mai Tai ist jedoch genauso köstlich wie an allen anderen Standorten.









Doch unweit des Trader Vics’s befindet sich das „Cheeseburger at the Oasis“, nicht zu verwechseln mit dem etwas weiter nördlich gelegenen „Cheeseburger at Pardaise“ des Entertainers Jimmy Buffet. Wie der Name schon vermuten lässt ist das „Cheeseburger at the Oasis“ ein Hamburger-Restaurant, dass aber auch eine kleine aber gute Auswahl von tropischen Rumcocktails offeriert. Die Gestaltung des Lokals schwankt zwischen Südsee- und Orientkitsch, wobei aber derart viele Artefakte zur Schau gestellt werden, dass das menschliche Gehirn auf den ersten Blick mit der Verarbeitung der Eindrücke überfordert scheint. Tikis und Kamelfiguren sind die Kernbestandteile, erweitert um Elefantenfiguren, altes Reisegepäck, Muscheln, Öllampen, Feze, Lottomaschinen und sehr viel Vintage-Kram. Bei den Fez handelt es sich grossteils um authentische Stücke der Geheimgesellschaft der „Shriners“ - Alte Arabische Orden der Edlen vom mystischen Schrein - jene lustigen Herren meist mittleren Alters, mit einem Fez behütet, die vor allem durch ihre Paraden mit verkleinerten Versionen von Automobilen bekannt sind. Ein Tempel der Shriners befindet sich auch in unmittelbarer Nähe zu unserem Haus in Little Rock. Der Mai Tai im „Cheeseburger“ hatte zwar nicht die Klasse wie im Trader Vic’s, aber im Vergleich zu dem was wir an anderen Orten vorgesetzt bekamen, schmeckte er hervorragend.





















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