Dienstag, 23. Dezember 2008

Von Arkansas nach Oklahoma nach Texas nach Oklahoma nach Colorado

Der Abschied von unseren liebgewonnenen Freunden in Little Rock fiel doch erheblich schwerer als wir gedacht hatten, doch sind wir zuversichtlich, die/den eine(n) wieder zu sehen. Manch einer war sogar schon in Graz und plant tatsächlich eine Rückkehr, andere werden wir woanders in Europa wiedersehen, manche verbringen sogar die Weihnachtsferien in Österreich. Ein kleiner Umtrunk in einem Lokal namens „Flying Saucer“ mit über 200 Biersorten, eine nächtliche Fahrt in einem 360PS Camaro und gemütliches Chillen in der Wohnung einer Studienkollegin bildeten das Ritual des Abschiedes. Auch die Trennung vom Haus, das wir doch nur sehr kurze Zeit für uns alleine hatten, ging etwas langwieriger von statten, schließlich mussten wir die Bude noch reinigen, nachdem sich in dieser Zeit und durch die Mitbewohner doch etwas Unrat und Gebrösel angesammelt hatte. Doch sobald der Cadillac vollgeladen war, die letzten Vorräte an das Dutzend hungrige Katzen auf dem Grundstück verteilt waren und wir uns sechsunddreißig Mal vergewissert hatten, auch wirklich nicht ein einziges Trumm vergessen zu haben, brausten wir stilgerecht mit einem Kavalierstart los. Die erste Etappe führte uns über die I-40 über Fort Smith in Richtung Oklahoma. Da wir schon etwas Zeit in Tulsa und Umgebung verbracht hatten und die Strecke schon mehrmals befahren hatten, versuchten wir einen möglichst großen Teil diese Reiseabschnittes hinter uns zu bringen. Auf einen Abstecher nach Oklahoma City verzichteten wir wohl. Insgesamt ist zu sagen dass die Flachheit von Oklahoma wirklich ständige Winde bedingt, die das subjektive Kältegefühl nur noch verstärken und somit das Verlassen des Autos wirklich zu einer Qual machten. Auch ist die relative Öde des Landes ein weiterer Grund, so schnell wie möglich weiter zukommen. Die wenige Stopps die wir einlegten, dienten nur dazu den Tank zu füllen und in einem Indianer-Souvenirladen zu stöbern, dessen Preise wirklich horrend hoch sind. Das Verständnis für das Leiden der Ureinwohner während der Besiedelung des Kontinents und die Tatsachen der unendlichen Grausamkeiten die den Natives angetan wurden, schützen jedoch nicht vor dem Verdacht dass hier doch etwas Nepp und Bauernfängerei beim Verkauf der Souvenirs inkludiert sind. Der Interstate 40, eine der wichtigsten Ost-West-Verbindungen in den USA mit einem enormen Aufkommen von LKWs, führt direkt vom Oklahoma-Panhandle in den Panhandle von Texas, dessen wichtigstes Zentrum Amarillo ist. Die Stadt wurde als Eisenbahn-Verladerampe für texanische Rinder gegründet, die per Bahn in den Osten transportiert wurden, wo im vorvorigen Jahrhundert durch das enorme Anwachsen der Städte der Fleischbedarf extrem gestiegen war. Auch heute noch ist die gesamte Gegend von Rinderweiden und Rindviechern geprägt. Rindfleisch als Grundlage eines Hamburgers ist eine der wichtigsten Proteinquellen und liegt weit vor Schweinefleisch, welches nur im Süden ein wichtiger Bestandteil des Speisezettels ist. Diese Fleischversessenheit in Texas gebärt auch Extreme wie die „Big Texas Steak Ranch“, ein Speiselokal, das ein gratis 72-Ounces-Steak anbietet, also knapp 2 Kilo reines, gegrilltes Rindfleisch. Der Haken dabei ist, man muss es in einer Stunde verspeisen. Wir versuchten es nicht einmal, der Gedanke an soviel Fleisch und der Druck der gaffenden Menge die Maulaffen feilbietend daneben steht, erweckte nichts anderes als Ekel in uns. Von Amarillo ging es auf dem Highway 287 Richtung Norden, wobei wir ein weiteres Mal den Panhandle von Oklahoma querten, der wie ein Riegel zwischen Texas im Süden und Colorado im Norden liegt. Die Landschaft in diesem Teil der Vereinigten Staaten beeindruckt durch ihre unglaubliche Weite, eine Graslandschaft die sich bis zum Horizont erstreckt. Zwar gibt es hier auch Baumwolle-Anbau doch der Löwenanteil des Landes dient der Viehwirtschaft. Vereinzelt gibt es auch jene Ölpumpen, die bei uns in der Heimat als – soweit wir uns an den Sachunterricht der wohl schon beinahe eine Vierteljahrhundert zurückliegenden Volksschule erinnern können – als „nickender Pferdekopf“ bezeichnet werden. Vereinzelt gibt es kleine Farmen, die mindestens 30 Minuten Autofahrt von den nächsten Ortschaften entfernt sind, welche allerdings auch nur aus einigen heruntergekommenen Häusern, Tankstellen und Kirchen bestehen. Links und rechts des Highways zweigen die Zufahrten zu den Ranches ab, deren Haupthäuser und Wirtschaftsgebäude nicht zusehen sind – die befinden sich meist hinter dem nächsten Hügel - es handelt sich um unglaublich riesige Anwesen. Diese Größe ist für die Viehweiden notwendig, da die Rindviecher in den seltensten Fällen zusätzlich gefüttert werden, das Vieh ernährt sich hauptsächlich von Gras. Die Nutzung von Wind als Energiequelle führte in den letzten Jahren zur Errichtung von Windparks mit bis zu einhundert! Windrädern, die Gegend ist ja ideal dafür geeignet. Parallel zum Highway verläuft die Eisenbahnstrecke „Puebla-Amarillo“, die hauptsächlich für den Kohletransport aus den Abbaugebieten Colorados dient. Vier Dieselloks – zwei ziehend, zwei schiebend – bewegen Güterzüge, deren Länge für den Mitteleuropäer nahezu unglaublich erscheint, bis zu einer Länge von einer Meile. Zum Glück gibt es keine Bahnübergänge sondern ausschließlich Unter- und Überführungen, denn die Wartezeit am Schranken würde wohl so manchem etwas zu lang werden. Je weiter man nach Norden vordringt desto häufiger tummeln sich auf den Kuhweiden auch Pferde, die hier noch immer eine wichtige Rolle spielen. Das ist das Land der Cowboys, der Kuhhirten, deren Popularität vor allem durch Filme der Personen wie Roy Rogers oder Gene Autry in den Dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts gefördert wurde. Wie der Cowboy-Mythos nach Europa kam – der Indianer-Scout William Cody, der sich durch die Erschießung von dreitausend Büffeln an einem einzigen Tag den Namen „Buffalo Bill“ verdiente, tourte mit seinem „Western Circus“ auch durch Europa – wäre eine interessante kulturanthropologische Arbeit. Denn schließlich sind die argentinischen Gauchos, die dieselbe Arbeit verrichteten, weit weniger bekannt. Nichtsdestotrotz suchten wir uns bei Einbruch der Dämmerung ein Quartier in einem Ort mit dem klingenden Namen Lamar, die 430 Meilen des Weges waren für diesen Tag genug.

































2 Kommentare:

Timothy Lim hat gesagt…

I war auch dort beim 'Big Texan Steak Ranch,' aber leider, i war so klein, dass i hob nits die Monstersteak gegessen. :(

Merry Christmas and have a pleasant journey!

KatandKitten hat gesagt…

Argh, it's a Monster-Steak? I thought its beef... ;)