Die Chance, ein Semester an der Universität von Little Rock in Arkansas verbringen zu können, ist für uns gleichzeitig die Möglichkeit, die Lebensgewohnheiten des „homo americanus" ein genaueren Betrachtung zu unterziehen und das" Land der unbegrenzten Möglichkeiten" sowie seine seltsam anmutenden Bewohner etwas genauer zu untersuchen. Der Zeitpunkt ist auch deshalb günstig, da während unseres Aufenthaltes Präsidentschaftswahlen stattfinden, die nahezu als historisch zu bezeichnen sind. Das erste Mal in der Geschichte hat ein Afro-Amerikaner äußerst gute Chancen, der „mächtigste Mann der Welt" zu werden.
Unbestritten ist, das 20. Jahrhundert war ein amerikanisches Jahrhundert. Zwei verheerende Weltkriege haben nicht nur Millionen von Menschen auf europäischem Boden das Leben gekostet, sondern auch die europäischen Landkarten waren einer Veränderung unterworfen. Während sich Europa mühsam wieder aufrappelte – ohne wirtschaftliche Hilfe der USA, man denke an den Marshall-Plan, unmöglich, konnten sich die USA, die 1861 - 1865 den letzten Krieg im eigenen Land führten, frei entfalten. Der Einfluss der USA auf Europa im speziellen - sowohl kulturell als auch ökonomiephilosophisch - ist ein Produkt des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung Europas vom Faschismus. Der europäische Traum von Amerika wiederum ist so alt wie die europäische Kenntnis von Amerika seit der Entdeckung des neuen Kontinents selbst.
Letztendlich liegen die Wurzeln der amerikanischen Kultur – abgesehen jener der Natives und der Afro-Americans – doch in der europäischen Philosophie des 18. Jahrhunderts, allen voran die Aufklärung. Somit liegen die Wurzeln Amerikas eindeutig in Europa. Doch das Kind ist den Eltern entwachsen.
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