Montag, 18. August 2008

What is it good for?

Die Chance, ein Semester an der Universität von Little Rock in Arkansas verbringen zu können, ist für uns gleichzeitig die Möglichkeit, die Lebensgewohnheiten des „homo americanus" ein genaueren Betrachtung zu unterziehen und das" Land der unbegrenzten Möglichkeiten" sowie seine seltsam anmutenden Bewohner etwas genauer zu untersuchen. Der Zeitpunkt ist auch deshalb günstig, da während unseres Aufenthaltes Präsidentschaftswahlen stattfinden, die nahezu als historisch zu bezeichnen sind. Das erste Mal in der Geschichte hat ein Afro-Amerikaner äußerst gute Chancen, der „mächtigste Mann der Welt" zu werden.

Unbestritten ist, das 20. Jahrhundert war ein amerikanisches Jahrhundert. Zwei verheerende Weltkriege haben nicht nur Millionen von Menschen auf europäischem Boden das Leben gekostet, sondern auch die europäischen Landkarten waren einer Veränderung unterworfen. Während sich Europa mühsam wieder aufrappelte – ohne wirtschaftliche Hilfe der USA, man denke an den Marshall-Plan, unmöglich, konnten sich die USA, die 1861 - 1865 den letzten Krieg im eigenen Land führten, frei entfalten. Der Einfluss der USA auf Europa im speziellen - sowohl kulturell als auch ökonomiephilosophisch - ist ein Produkt des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung Europas vom Faschismus. Der europäische Traum von Amerika wiederum ist so alt wie die europäische Kenntnis von Amerika seit der Entdeckung des neuen Kontinents selbst.

All zu schnell werden die Amis als dumme, ignorante, kulturlose, Kaugummi kauende Cowboys hingestellt, die Liste der Vorurteile ist ebenso lang wie klischeehaft. Diese Vorurteile paaren sich in der Regel mit einer gewissen europäischen Arroganz, mit dem Gefühl der kulturellen und intellektuellen Überlegenheit. Vor unserer Abreise kam mir selbiges noch selbst zu Ohren: „….haben keine Geschichte…haben keine Kultur… sind ja alle viel dümmer…". Auch während des Wartens auf den Mietwagen nach der Ankunft am Flughafen von Atlanta war der Sarkasmus in der Entgegnung eines deutschen Reisenden unserer Antwort auf seine Frage nach unserem Ziel der Reise - Studium - nicht zu überhören. Die Gründe dieser Arroganz der Europäer können viele sein. Vielleicht ist es eine Reaktion auf die letztlich notwendige amerikanische Einmischung zur Niederwerfung des Faschismus in Europa, das Bewusstsein oder vielmehr Unterbewusstsein, dass das ehemals so mächtige Europa nicht mehr in der Lage war, in seinem eigenen Territorium für Ordnung zu sorgen. Oder eine Reaktion auf den Niedergang des globalen Einflusses Europas.

Letztendlich liegen die Wurzeln der amerikanischen Kultur – abgesehen jener der Natives und der Afro-Americans – doch in der europäischen Philosophie des 18. Jahrhunderts, allen voran die Aufklärung. Somit liegen die Wurzeln Amerikas eindeutig in Europa. Doch das Kind ist den Eltern entwachsen.
Dieser Blog hat den Zweck die amerikanische Gesellschaft und Kultur von innen zu beleuchten. Aber so wie wir uns kennen, werden wir nur das eine oder andere Gschichterl unserer Erfahrungen hier veroeffentlichen :-)

Keine Kommentare: