unter der wildesten Sau des Südens
thanks to Timothy Lim
Die USA sind ein Land des Individualismus. Von klein an sind die amerikanischen Kinder zur Unabhängigkeit angehalten, denn jeder Mensch ist für sein Schicksal selbst verantwortlich, durch Anstrengung, harte Arbeit, eine gute Idee oder auch durch ein außergewöhnliches Talent – als Beispiel sei hier der ehemalige Lastwagenfahrer aus Memphis genannt – kann es jeder Amerikaner, jede Amerikanerin, zu Wohlstand, Ruhm und Ehre bringen. Das ist das Kernelement des „amerikanischen Traumes“. So zumindest in der Theorie, den Minderheiten, die nicht dem Ideal von „White, Protestant and Anglo-Saxon“ entsprechen, haben es selbstverständlich ungleich schwerer.
Nicht der als unnatürlich angesehene, europäische Sozialismus mit seinem sinnlosen und kostspieligen Wohlfahrtsstaat ist laut der gängigen Meinung das natürliche Modell, denn nur auf sich allein gestellt, kann der Mensch sich verwirklichen und von seinem in der Verfassung garantierten Recht auf das Streben nach Glück Gebrauch machen.
Trotzdem findet der Stamm zu gewissen Ereignissen zusammen, um gemeinsam Rituale zu begehen - die die Nicht-Stammesmitglieder teilweise unverständlich finden - um dem Nachwuchs die Traditionen zu lehren, sie in die Kultur einzuführen und für eine kurze Zeit in einem Kollektiv gemeinsam schöne Erlebnisse zu erfahren, denn Amerikaner halten auch zusammen – ein Paradoxon?
Trotzdem findet der Stamm zu gewissen Ereignissen zusammen, um gemeinsam Rituale zu begehen - die die Nicht-Stammesmitglieder teilweise unverständlich finden - um dem Nachwuchs die Traditionen zu lehren, sie in die Kultur einzuführen und für eine kurze Zeit in einem Kollektiv gemeinsam schöne Erlebnisse zu erfahren, denn Amerikaner halten auch zusammen – ein Paradoxon?
Mehr zufällig als gewollt stolperten wir über so ein Stammesritual, denn die Wildschweine waren auf dem Weg in die Stadt. Bereits zuvor waren uns in diversen Geschäften, auf Fahrzeugen und auf Kleidungsstücken rätselhafte Symbole aufgefallen, die wir schließlich als das Logo der „Arkansas Razorbacks“ identifizieren konnten. Dabei handelt es sich um die Sportmannschaft der „University of Arkansas at Fayetteville“, weiter nordwestlich im Bundesstaat gelegen, und bei jenem Ereignis um ein Spiel dieser American-Football-Mannschaft an jenem Tage. Aus Mangel einer Heimmannschaft in ganz Arkansas in einer der großen Ligen des amerikanischen Profisports – es gibt weder einen Major League-Baseballverein, keine Profi-NFL-Footballmannschaft und auch keinen NBA-Basketballverein – sind beinahe alle Einwohner von Arkansas Anhänger der „Razorbacks“, auch „Hogs“ genannt (manche sind ohnehin der Meinung dass der Profisport seelenlos, oberflächlich und hoffnungslos kommerzialisiert ist und wahre sportliche Höchstleistungen nur in den unschuldigen und jungfräulichen Ligen der Universitäten möglich sind).

Wir beschlossen, einen kurzen Blick auf das Fanlager zu werfen und ergatterten sogar noch Eintrittskarten in die Fanzone eines Geldinstituts. Dort gab es gratis Getränke – selbstverständlich alkoholfrei – und Speisen, Hühnchenpfanne, Rindfleischpfanne, grüne Bohnen und Mais, sowie Eiscreme und Donuts. Diverse Firmen nutzten die Gelegenheit des Menschenauflaufs um durch die Verteilung von kostenlosen Fanartikeln etwaige neue Kunden zu ködern und auch die Arkansas-Nationalgarde hatte einen Rekrutierungsstand aufgebaut, wahrscheinlich in der Hoffnung, dass sich ein paar mit Bier und härterem Stoff Selbstversorgende nach dem alkoholbedingten Verlust des Urteilsvermögens doch noch freiwillig melden würden. Diverse Methoden der Rekrutierung ähnlichen Couleurs sind ja seit dem 18. Jahrhundert aus England bekannt.
Der Unterschied zu europäischen Sportveranstaltungen liegt auch im völligen Fehlen von radikalen Anhängern, die auch vor dem Einsatz von Gewalt gegenüber den Anhängern der anderen Mannschaft nicht zurückschrecken (kann man das als ein Fehlen bezeichnen?). Es geht also etwas friedlicher zu, die Stimmung in einem Stadion ist trotzdem gr0ßartig und mitreissend.
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