Dienstag, 23. September 2008

Texas

„All my Ex’s live in Texas,
and Texas is a place I'd dearly love to be" so sang George Strait in seinem Hit aus dem Jahr 1986. Es gibt kaum ein anderen Bundesstaat der USA, dessen Bild so sehr mit Klischees überladen ist, wie jenes des „Lone Star States“:
Öl-Milliardäre, Dallas, Longhorn-Rinder, Cowboys, Fort Alamo, "Luckenbach, Texas", Winchester-Repetiergewehre, Cadillac-Cabriolets mit Rinderhörnern auf der Motorhaube, riesige Steaks, gigantische Stetson-Hüte, Wüsten und Kakteen, George W. Bush, J.R. Ewing, riesige silberne Gürtelschnallen an engen Jeans, O-Beine in Cowboystiefel, Rodeo(clowns), “Walker, Texas Ranger”, mieser Akzent den kein Mensch verstehen kann, "alles ist etwas grösser als im Rest der Welt", Mexikaner als Hilfsarbeiter, flaches Land, Texas Kettensägen-Massaker, Pick-Up Trucks, schießwütige Hinterwäldler, Tex-Mex-Food...

Doch Texas ist auch die Heimat großer Musiker; Buddy Holly, Roy Orbison, Janis Joplin, Steve Ray Vaughn, Willie Nelson, Ray Campi, Bob Wills and his Texas Playboys, ZZ Top, Waylon Jennings...


Fünf Stunden Fahrt nach Dallas-Fort Worth? Für einen Cadillac ein Klacks. Die Erwartungen waren groß, als wir die Staatsgrenze in Texarkana hinter uns ließen, doch vorerst änderte sich die Landschaft nicht. Als wir dann aber nach weiteren 3 Stunden Fahrt den Interstate 635 im Osten von Dallas erreichten, staunten wir ganz schön ordentlich. Maulaffen feil bietend fuhren wir über eine vier-etagige Autobahnkreuzung, bei der jeder einzelne Pfeiler mit dem Lone Star geschmückt war, eine Ausdrucksform des sprichwörtlichen „Texas Pride“, der in den übrigen 49 Staaten nicht immer auf Verständnis stösst. Die Texas-Klischees existieren nicht nur in Europa, sondern auch in den USA.
Dallas mit knapp 1.2 Millionen Einwohnern und einem Einzugsgebiet von knapp 6 Millionen, ist eine Stadt mit überaus riesigen Ausmaßen. Die Stadt is mit Fort Worth zu einem enormen Ballungszentrum zusammen gewachsen.

Wieder ein Trader Vic‘s

Ein Trader Vic’s in Dallas? Nichts wie hin, dachten wir uns.
Die Bar ist im Komplex des Hotels „Palomar“ untergebracht. Nachdem das originale "Trader’s" an diesem Standort von 1965 bis 1988 betrieben wurde, kam es nach mehrmonatiger Renovierung 2007 zur Wiedereröffnung. Alles in allem orientiert sich der Stil des Lokals eher an den alten Lokalen als an den Neuen, die durch eine weit offenere Struktur gekennzeichnet sind. Wie in allen Lokalen der Kette sind die Gasträume in Bar- und Dinnerbereich aufgeteilt.
Unsere Empfehlung lautet: Sucht Euch immer einen Platz im Barbereich! Durch die kleineren Tische mit wenigeren Sitzgelegenheiten halten sich hier immer weniger Leute auf und der Lärmpegel ist somit weit geringer als im Dinnerbereich – dadurch fällt das Geniessen der einmaligen Atmosphäre weit leichter.
Nachdem wir die Bedienung gefragt hatten, welcher Cocktail in einem Souvenirbecher serviert wird – der „Kamaaina“ im 12$ Becher, der „Samoan Fog Cutter“ im 40$ Becher, entschieden wir uns für einen „Navy Grog“ und einen „Trader Vic Stinker“, denn die Preise erschienen uns wirklich zu teuer, zumal die Kokosnussbecher online bei Trader Vic’s um die Hälfte des Preises zu haben sind.



Die Tapastoffe wurden bei der Renovierung gegen Wandbemalungen mit denselben Mustern ausgetauscht, dies ist aber nur bei genauerer Betrachtung zu sehen. Die Tikis im Lokal sind, ähnlich wie am Standort in Atlanta, grossteils im marquesianischen Stil gehalten, wobei in Dallas vor allem die rüde Behandlung der Götter über der Bar ins Auge sticht. Dort fielen bei den beiden Stützpfeilern ca. 2/3 des Kopfes zum Anpassen des Daches der Kettensäge zum Opfer, die Nasenflügel wurden zu Augen umgearbeitet. Manch einem mag dieser Umstand nicht auffallen, dem geübten Tiki-Kenner ist dies sofort ein brennender Pfeil im Auge (aua!). Offensichtlich schadete diese Vorgehensweise aber dem mana des Lokals in keinster Weise, denn das Lokal war zum Bersten voll.
Die weitere Wandgestaltung besteht aus Schnitzereien, Schildkrötenpanzern, einigen Riesenmuscheln und Bambus. Speisen kann man auch im Barbereich, wir orderten „Chicken Chow Mei“ und „Szechuan Prawns“, beides Köstlichkeiten, die sich sehr gut mit dem „Stinker“ und dem „Original Mai Tai“ vetrugen. Ohnehin löst der Genuss von pikant gewürzten Speisen in Verbindung mit fruchtigen Rumcocktails eine wahre Geschmacksexplosion im Gaumen aus.




Die Hintergrundmusik erinnerte stark an den Klub Exotika in Graz, Martin Denny, Arthur Lyman, Don Ho, Hapa Haole Songs, Yma Sumac, die Ultra-Lounge-Samplerreihe wurden bunt gemischt serviert. Wir orderten noch einen „Suffering Bastard“, ein Cocktail, der eigentlich im Shepheard's Hotel in Kairo kreiert wurde. Dort becherten 1905 ein paar britische Offiziere lustig vor sich hin, deren Verhalten das Mitleid des Barchefs gegenüber seinem „poor suffering bar steward“ erregte. Im Rausch nicht genau hingehört, schon war ein Klassiker geboren. Wir nennen das „a bsoffene Gschicht“, in der Tat sind so manch grosse Dinge aus einer Alkohollaune heraus geboren worden.


1 Kommentar:

Timothy Lim hat gesagt…

Ausgezeichnet! :)

Hoffentlich werden wir dieses Foto mit die Schildkroete -- Stofftiere und normal -- sehen. :)