Dienstag, 2. September 2008

Labour Day - Lake Hamilton

Der erste Montag im September ist das Labor Day-Wochenende, einer der wenigen staatlichen Feiertage in den Vereinigten Staaten. Er wurde am 1. September 1894 durch den Beschluss des Kongresses eingeführt, nachdem er zwölf Jahre zuvor das erste Mal zelebriert worden war und ist das Pendant zu unserem 1. Mai, dem Tag der Arbeit.

Traditionell wird das Wochenende aber weniger dazu genutzt, die schwer arbeitenden Amerikaner, die Grundlage der amerikanischen Wirtschaft – die Stahlarbeiter, die Fleischer in den Schlachthöfen, die Arbeiter in den Automobilwerken, die Bergmänner, auffälligerweise alle des männlichen Geschlechts - zu ehren, als vielmehr den seltenen Genuss eines extra freien Tages zum ohnehin spärlichen Jahresurlaub – weniger als zwei Wochen im Jahr – dazu zu nutzen, irgendwo in “God‘s own country” einen drauf zu machen. Uns standen zwei Optionen zur Wahl. Mit einem Methodisten-Ehepaar, deren Tochter und zehn ihrer halbwüchsigen Freunde im besten Teenie-Alter ein Campingwochenende ohne Strom und weitere Annehmlichkeiten zu verbringen oder mit Sherrie Ray, die in der Abwesenheit unserer Hauseigentümer deren Besitz betreut und auch auf der UALR als Spanisch-Dozentin tätig ist, ihrem Gatten Tommy - in weiterer Folge unser Skipper - und weiteren österreichischen Austauschstudentinnen inklusive Tim, dem boyfriend einer derer und zweitweise im Mickey-Mouse-Outfit, einen Motorbootausflug auf dem Lake Hamilton, ca. 40 Meilen südöstlich von Little Rock zu unternehmen. Wir entschieden uns für letzteres.

Wir besorgten uns Proviant in Form von “Budweiser” und “Fat Tire” – einem köstlichen Bier aus Colorado, belegten uns ein paar Sandwiches, schlüpften in die Badehosen und los ging die wilde Fahrt.

picture by http://www.remaxinaction.remaxarkansas.com/remaxar/index.asp?acc=97077

Nachdem wir den See erreicht hatten, überraschten uns erst einmal die zahlreichen Bootsanhänger am Parkplatz. Wir waren zwar vorgewarnt worden, dass es an diesem Feiertag sicherlich “crowded” werden würde, aber dass der Besitz eines Bootes in den Vereinigten Staaten derart verbreitet ist, entzog sich bis dahin unseren Kenntnissen. Die relative günstigen Preise für ein Boot, ab ca. 10.000 Dollar aufwärts und die große Anzahl an Seen in Arkansas sowie der Mangel an der Notwendigkeit eines nötigen Kapitänspatentes zur Steuerung eines solchen Wasserfahrzeuges lassen jedoch im Nachhinein so einiges nachvollziehbar erscheinen.


Als wir nach dem zu Wasser lassen des Bootes und dem Verstauen der Vorräte und Öffnen der ersten kühlen Getränke das Vehikel bestiegen hatten, ging es erst einmal Richtung Norden, um ein paar der mondänen Wohnsitze am Wasser zu besichtigen – leider nur aus der Entfernung. Alle Häuser verfügen natürlich über einen eigenen Zugang zum See. Auffallend war auch wieder die Bauweise bei einigen Gebäuden, die gerade im Entstehen waren. Sperrholzplatten auf einer Holzriegelkonstruktion, verkleidet mit aufgeklebten Steinplatten – ähnlich unserer Stainzerplatte – um eine solide Konstruktion zu suggerieren.

Als wir nach einiger Fahrt Richtung Süden, unter zwei freeways hindurch, einen seichtere Stelle des Gewässers erreichten, beschlossen wir uns abzukühlen und ein bisschen zu schwimmen. Amerikanische Boote verfügen über einige Extras, wie zum Beispiel vom Wasser aus erreichbare Getränkeboxen oder Bootsradiobedienelemente. Das Abkühlen erfolgt also nicht nur durch den Sprung ins kühle Nass, in dem nur hüfttiefen Wasser kann man auch noch gekühlte Getränke, wie beispielsweise Bier, genießen. Das sollten wir später an einer bestimmten Stelle des Sees, genannt „Redneck Yacht Club“ noch ausgiebig beobachten.





Ein weiterer Spaß ist das „tube-riding“. Ein ringförmiger Schwimmkörper, an dem man sich verzweifelt festkrallt, wird mittels Seil hinter dem Boot nachgezogen, wobei es durch die Geschwindigkeit des ziehenden Bootes und den Bugwellen zu recht spektakulären Sprüngen des Reifens kommen kann, dabei kann man sich leicht den einen oder anderen Zahn raushauen. Glücklicherweise kam es bei unserer Besatzung zu keinen Verletzungen, das ganze ist wirklich ein diebischer Spaß, obwohl man wirklich gut trainierte Unterarme benötigt, um nicht sofort zu den Fischen geschickt zu werden.




Nachdem alle den Ritt gewagt hatten, fuhren wir mit halsbrecherischer Geschwindigkeit bei der ich auch meinen geliebten Dodgers-Hut verlor, das Boot steuerte nun Sherrie, zum „Redneck Yacht Club“, einer Seitenbucht des Sees. Der Terminus „Redneck“ bezeichnet einerseits liebevoll, andererseits etwas verachtend, einen weißen, den unteren sozialen Schichten angehörigen Bewohner der Südstaaten. Im „Yacht Club“ hingen bereits einige, angeheiterte, Cowboy-Hut tragende „Rednecks“ im Wasser, während Johnny Cash, Boss Springsteen und HipHop Musik aus den Bootslautsprechern über den See hallten. Offensichtlich hatten sich einige für die Nacht eingerichtet, denn nicht jeder erschienen nun mehr fahrtüchtig – zu Mal es auch auf dem Wasser Kontrollen des Sheriffs bezüglich Trunkenheit gibt, ein sehr riskantes Unterfangen.



Als wir auch noch die letzten Budweiser und Tire geleert hatten – wir als Passagiere durften ja trinken – steuerten wir wieder das Ufer an. Das Boot auf den Anhänger bugsieren erfolgte ebenso flott wie das zu Wasser lassen. Ein gelungener Ausflug war zu Ende.

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