Dienstag, 27. Jänner 2009

Pearl Harbor Ananas

Der Perlenhafen, Pearl Harbor ist seit dem 7. Dezember 1941 weltberühmt, dem Tag an dem die japanischen Streitkräfte um 7.55 Morgens Ortszeit den Marinestützpunkt angriffen und somit den Eintritt der bislang neutralen USA in den Zweiten Weltkrieg auslösten.
Natürlich ist das militärische Gelände des Hafens gesperrt, lediglich das USS-Arizona-Memorial kann besichtigt werden. Dabei handelt es sich um einen weißen Bau, der quer über das Deck des sich nur wenige Meter unter der Wasseroberfläche befindlichen Wracks der USS Arizona gebaut wurde. Zum knapp 1 Kilometer entfernten Memorial in Ufernähe zu Ford-Island wird man stilgerecht mit einer Barkasse der US Navy chauffiert, an die 100 Personen haben Platz an Bord dieses Kahnes. Der Bau, für dessen Errichtung auch King Elvis Benefizkonzerte auf Hawai’i gab, wurde 1962 eröffnet und in der Zeremonienhalle am Ende des Memorials befinden sich die Namen der rund 1700 Matrosen, die am 7. Dezember 1941 nach dem japanischen Angriff mit der USS Arizona untergegangen sind und bis zum heutigen Tag in ihrem nassen Grab liegen. Die USS Arizona war das einzige der beschädigten und versenkten Schiffe, das nicht wieder gehoben, repariert und in Dienst gestellt wurde.




Ob es sich bei dem Angriff auf Pearl Harbor, der erst wenige Monate davor zum Hauptquartier der Pazifikflotte auserkoren wurde – vorher befand sich das Oberkommando in San Diego, Kalifornien - wirklich um einen Überraschungsangriff der Japaner handelte oder die amerikanische Regierung längst über die Absichten Bescheid wusste, ist nach wie vor das Thema wilder Debatten. Die 12-tägige Pazifiküberquerung der japanischen Träger, das Treibstoff- und Schrottembargo der USA gegen Japan und die Spannungen im Pazifik bezüglich Guam, die Philippinen und die Marshall-Inseln haben die Gerüchte einer gezielten Provokation Japans durch die USA zum Angriff gemehrt, ebenso wie Tagebucheinträge des Marineattaches aus dem Kabinett Präsident Roosevelts.
Für die Amerikaner ist Pearl Harbor zu einer nationalen Pilgerstätte geworden, rund 80 % der Besucher sind amerikanische Staatsbürger. Der Rest besteht zu einem großen Teil aus Japanern, was die ganze Angelegenheit etwas bizarr macht. Bei unserem Besuch gab es eine Autogrammstunde von einigen Veteranen, die den Angriff überlebte und auch die Tochter eines Veteranen hatte einen Stand aufgebaut, an dem sie ihre Anekdoten- oder vielmehr die ihres Vaters – erzählte. Wie in jedem Museum oder jeder Sehenswürdigkeit auf amerikanischem Boden gibt es einen ordentlichen Souvenirladen, jener strotzte vor Militaria und Büchern zum Thema „Pacific Theater“, wie die Amerikaner die Kriegshandlungen im Pazifik zur Unterscheidung vom „European Theater“ nennen.
Nun ja, der Ort ist historisch bedeutend und nicht zu Unrecht ist das Arizona-Memorial ein nationaler Park, für den europäischen Besucher und Pazifisten ist das ganze Getue doch etwas ungewohnt und wirkt befremdlich. Das eigene Verhältnis zu Krieg und Soldatentum im Zweiten Weltkrieg ist durch den Nationalsozialismus doch kritisch geprägt, darum wirkt jegliche Heldenverehrung von Kämpfern, zumal es in Pearl Harbor eben auch jene kritischen Stimmen und Konspirationstheorien gibt, einfach befremdlich. Für Amerikaner ist die Beziehung zu den Helden aus den eigenen Reihen, die für Frieden und Wohlstand kämpften und ihr Leben für die Demokratie liesen, einfach eine gänzlich andere. Wirkt hier für den Zentraleuropäer doch noch ein Schuldgefühl auf Grund des nationalsozialistischen Regimes und seiner Schlüsselrolle als Grund für die Auslösung des Krieges nach? Oder ist es eine gänzliche Ablehnung von einer Verherrlichung und Verehrung des Krieges? Dass Krieg ja die Hölle ist, wissen wir Glückseligen, die nie an Kriegshandlungen teilnehmen mussten - und es auch mit absoluter Sicherheit nie tun werden – spätestens seit dem durchgeknallten Schützen an Bord des Hubschraubers in Stanley Kubricks „Full Metal Jacket“





Da fuhren wir schon lieber zur Dole-Plantage in der Mitte der Insel, wo wir uns auf frische Ananas freuten. Der alte Dole, namentlich James Dole, gründete die Obstmarke als „Hawaiian Pineapple Company“ 1901 und baute nicht nur Ananas sondern auch Bananen, Mangos und Zuckerrohr an. Vom Glanz der Plantage ist wenig geblieben, die Firma gibt es noch immer und ist heutzutage eine der größten Obstfirmen weltweit. Der Standort Hawai’i ist jedoch ein einziges Freilichtmuseum und die wenigen Früchte, die noch angebaut werden, werden beinahe gänzlich im Restaurant vor Ort verwendet.
Mit einer kleinen Eisenbahn wird man durch das Gelände gekarrt um zu sehen wie Ananas und andere Früchte angebaut und geerntet werden. Um die Zeit voll zukriegen, die der „Pineapple Express“ für die Runde benötigt, werden die Passagiere neben der Geschichte der Firma und einigen Fakten über den Ananasanbau auch mit hawaiianischer Folklore durch die Lautsprecher bedudelt. An der Arbeit in der Plantage sieht man keine Menschenseele, die Fahrt ist auch schnell vorüber und man kann sofort wieder in den Souvenirshop gehen um seine Kröten für irgendwelchen billigen Tand in Ananasform auszugeben. Zwar schmeckt das frische Ananaseis wirklich köstlich doch der Rest der Tour schmeckt nach Abzocke. Im Grunde handelt es sich bei der Dole-Plantage um einen riesigen Souvenirladen mit den abstrusesten Dingen in Ananasform und einer Plantage im Hinterhof. Schön war’s trotzdem irgendwie, ist ja schließlich auf Hawai’i.



Keine Kommentare: